Doppelweltmeisterin kommt aus Dilje!!!

Parkinson! Für viele Menschen, die diese Diagnose erhalten ist es eine niederschmetternde Nachricht, die Zukunftsängste schürt. Wie wird meine Zukunft aussehen? Kann ich weiterhin selbstbestimmt leben oder nur noch von der Hilfe anderer abhängig sein?

Auch Petra Scheurig aus St. Ilgen erhielt eines Tages diese Diagnose. Doch sie war nicht willens, die absehbaren Folgen ohne Kampf hinzunehmen. Nach einer Findungsphase mit Kontakten zu einer Parkinson TT-Trainingsgruppe in Köln trat sie an den TTC Schwarz-Gold St. Ilgen heran und fragte kurzerhand, ob mitspielen könne. Schnell war eine Möglichkeit vereinbart, am vereinseigenen organisierten Jugendtraining teilzunehmen. Daraus entwickelte sich im Lauf der Zeit eine eigene Freizeitgruppe, die den Tischtennissport aus Spaß und nicht aus Wettkampfidealen betrieb. Dass Petra nicht allein als Tischtennis spielende Parkinson-Patientin war, erfuhr sie auch über andere Kanäle: in den USA hatte ein Betroffener bereits eine große Trainingsgruppe gegründet und dabei die Vorteile und gesundheitlichen Besserungen bei anderen Patienten festgestellt. All diese Informationen und natürlich enormer Trainingsfleiß führten dazu, dass Petra sich zunächst bei den German Open in Nordhorn anmeldete, quasi als Vorbereitung für die Weltmeisterschaft eine Woche später in Berlin. Natürlich gab es Selbstzweifel, ob man den sportlichen Anforderungen auf einem so großen Turnier genügen könne, doch die deutsche Riege nahm Petra herzlich auf und so war auch das Lampenfieber schnell verflogen. Außerdem ging es darum, diese Veranstaltung publik zu machen, denn viele Parkinson-Patienten wissen noch nichts von den positiven Wirkungen von Tischtennis auf ihre Krankheitssymptome. Für Petra war also: „Dabeisein ist alles“ das Motto.

Turniermäßig gespielt wurde dann in drei unterschiedlichen Kategorien, je nach Einschränkung der körperlichen Bewegungsfähigkeit wie bei anderen TT-Turnieren auch in Einzel-, Doppel- und Mixed-Wettbewerben.

Bereits im Einzel hatte es super angefangen. Aus der Vorrundengruppe war Petra als Siegerin in die Hauptrunde eingezogen und hatte dabei die spätere Einzelweltmeisterin N. Schaller aus Österreich geschlagen, musste sich allerdings im Viertelfinale Z. Freund aus Tschechien geschlagen geben.

Im Damen-Doppel konnte sich Petra mit ihrer Partnerin Heike Schroven im Halbfinale gegen das schwedische Doppel Jansson/Hort in 4. Sätzen und im Finale gegen das andere schwedische Doppel Juhlin/Zhiang in 3 hart umkämpften Sätzen durchsetzen.

Der Mixed-Wettbewerb mit ihrem Partner Lars Rokitta ließ sich auch sehr gut an. Im Halbfinale gegen die deutsch/niederländische Paarung Gühmann/Lumeij gab es einen 5-Satz-Krimi mit glücklicherem Ausgang für Scheurig/Rokitta. Im Finale wartete dann das schwedische Pärchen Norlind/Nilsson. Hier konnten sich Petra und Lars in 3 engen Sätzen den Titel sichern.

Damit wurde Petra als ungesetzte Spielerin zwei Mal Weltmeisterin!!! Was für ein Erfolg!

Unabhängig aber von allen sportlichen Erfolgen zu beobachten war bei allen Teilnehmern die überaus große Motivation und Freude, an einem so großen Event teilzunehmen. Tränen der Freude und des Glücks waren in Berlin an diesem Wochenende keine Seltenheit.

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